Wer wir sind

Unser Pfadfinderstamm blickt zurück auf über sechzig Jahre Stammesgeschichte. Gegründet wurde die Siedlung Lüneborg in den frühen 1960er Jahren. Zuerst war der Stamm Mitglied der „Christlichen Pfadfinderschaft Deutschlands“ (CPD) und ab 1973 Mitglied des Verbandes Christlicher Pfadfinder*innen (VCP). Aktuell haben wir über 80 Mitglieder*innen und fünf Pfadi-Gruppen, die sich wöchentlich treffen.

Als Pfadfinder*innen haben wir Freund*innen in aller Welt. Wir sind Teil eines großen Netzwerks, das sich gegenseitig unterstützt und neben den wöchentlichen Gruppenstunden gemeinsam tolle Aktionen auf die Beine stellt. Sei es das Kindersommerlager für die Jüngsten, bei dem Kinder aus ganz Schleswig-Holstein für Spiel und Spaß zusammenkommen, das gemeinsame Helfen bei Aktionen in der Gemeinde oder das ganz große Jamboree, auf dem sich Pfadfinder*innen aus aller Welt treffen. In den Gruppenstunden wird die Natur erlebt, gespielt, gesungen, gelacht, kreativ gewerkelt und gebastelt. Überall entstehen unvergessliche Erinnerungen.

Durch das Leben in der Pfadfinder*innen-Gemeinschaft wird die Entwicklung von Kindern zu selbständigen, hilfsbereiten und selbstbewussten Jugendlichen und später Erwachsenen gefördert.

Unsere Gruppenleitungen sind in der Regel selbst schon seit Jahren begeisterte Pfadfinder*innen und freuen sich über jede*n, die/der neu zu uns kommt, um mit uns Abenteuer zu erleben! Bei uns ist jede*r herzlich willkommen: egal welche Nationalität, Religion, Geschlecht oder Sexualität.

Unsere Geschichte:

Gründung und Name

Der Pfadfinderstamm an der Schulenseer Thomaskirche heißt seit jeher „Siedlung Lüneborg“. Er wurde in den frühen 1960er-Jahren von einem der Söhne des damaligen Pastors Ehmsen gegründet und gehörte zur „Christlichen Pfadfinderschaft Deutschlands“ (CPD).

Im Inneren der Flintbeker Kirche wurde zur gleichen Zeit bei Renovierungsarbeiten eine Grabplatte gefunden. Sie trägt die Inschrift „ANDRES VAN LVNEBORCH VND SIN ERBEN AO 1640“. Die Platte ist dort heute außen an der Kirche aufgestellt. Sie weist auf den damaligen Besitzer des Gutes Schulenhof hin. Der Familie von Lüneborg gehörte das Gut Schulenhof über mehrere Generationen.

Dieser Fund war es höchstwahrscheinlich, von dem unser Pfadfinderstamm seinen Namen ableitete. Genau lässt sich das heute nicht mehr feststellen. Der plattdeutsche Name Luneborch wurde dabei „eingehochdeutscht“, aber das „o“ aus dem niederdeutschen „-borch“ blieb.

Und warum sind wir eine „Siedlung“? Damals hieß ein neugegründeter Stamm stets so. Denn es war eine Neuansiedlung. Erst wenn es in einer Siedlung mindestens zwei Pfadigruppen gab und wenn sie gezeigt hatte, dass sie arbeitsfähig war, wurde sie zum Stamm erklärt. Um das zu beweisen, bekamen die Pfadis früher erst einmal eine Stammesaufgabe gestellt. Das ist bei uns nie geschehen. Und so ist unser Stamm heute immer noch die „Siedlung Lüneborg“

Die frühen Jahre

Die erste Gruppe war aus einem Gospelchor der evangelischen Jugend in Schulensee hervorgegangen. Der damalige Bundesführer der CPD (so hieß es damals) hatte von diesem Chor gehört und ihn auf ein Bundeslager der CPD geholt, damit dort auch einmal „etwas anderes zu hören sei, als die ewigen Fahrtenlieder.“ Dieser Kontakt führte dazu, dass Mitglieder dieses Chors in die CPD eintraten und so die Siedlung Lüneborg gründeten.

Diese erste Pfadfindergruppe hatte schon einige Sommerfahrten hinter sich (Wanderfahrten in den Kaufunger Wald und nach Norwegen) als im Herbst 1964 eine erste Wölflingsgruppe hinzukam. Ein erstes Sommerlager an der Flensburger Förde und ein zweites im Jahr darauf am Koppelsberg folgten. Ganz zünftig mit bis zu acht Kindern in einer Kohte und der Feuerstelle in der Mitte.

Während sich die ältere Gruppe langsam auflöste, wuchsen aus den ehemaligen Wölflingen neue Leiter heran. Um 1969 wurde dann von diesen eine Gruppe mit 10- bis 12jährigen Kindern gegründet. Die inzwischen Großen waren ab 1967 im Schwarzwald gewandert, zum Bundeslager gefahren, und hatten eine Auslandsfahrt mit Familienaufenthalt und Lager nach England unternommen.

Umbrüche

Nach 1968 veränderte sich das Pfadfinden gewaltig. In der Folge der 68er wurden bisher gesicherte Strukturen hinterfragt und lösten sich auf. Von der Pädagogik bis zu Begriffen stand fast alles auf dem Prüfstand und manches wurde neu erfunden. Und es gab dabei natürlich etliche Auseinandersetzungen zwischen Erneuerern und Traditionalisten.

Das bedeutete aber auch einen Einbruch für die Stämme. Viele schrumpften und manche standen vor dem Aus. Als das „Gauthing“ (heute würde es Bezirksversammlung heißen) irgendwann um 1970 beschloss, die Kieler CPD-Stämme zusammenzulegen – das waren damals die Stämme St. Michael (Friedrichsort-Pries), Samurai (Lutherkirche), St. Johann und Die Burg (beide Kirchhofallee), sowie die Siedlung Bischof Vicelin (Russee) und die Siedlung Lüneborg – da sagte Schulensee nein dazu. Und überlebte, genauso wie der Stamm St. Michael und zunächst auch der Stamm Samurai. Ansonsten gehörte der Kieler Großstamm nach einem halben Jahr der Geschichte an.

Die Siedlung Lüneborg veränderte sich damals wesentlich. Zwar gab es weiterhin Pfadfindergruppen, zeitweilig bis zu fünf feste Gruppen gleichzeitig. Aber darum herum gab es einen Dunstkreis von Freunden aus der örtlichen Jugend, so dass mitunter schwer zu unterscheiden war, was Pfadfinden war und was Jugendclique.

Aber noch wichtiger war, dass Pfadfinden in der Siedlung Lüneborg nicht mehr eine reine Angelegenheit für Jungen war. Natürlich gab es schon seit Jahrzehnten Mädchen-Pfadfinder. Aber in getrennten Organisationen. Wir nahmen in Schulensee vorweg, was erst einige Jahre später üblich wurde. Um 1970 gab es in der Siedlung Lüneborg ganz selbstverständlich die ersten Pfadfinderinnen. Erst 1973 schloss sich die CPD mit zwei Mädchen-Pfadfinderbünden zum VCP zusammen.

Erster Stillstand und Neubeginn

Bis dahin war die Pfadfinderarbeit der Siedlung Lüneborg aber zum Erliegen gekommen. Die Impulsgeber waren alle gleichaltrig gewesen, hatten Abitur gemacht und waren zum Teil zum Studium weggegangen. So war eine geregelte Gruppenarbeit nicht mehr möglich.

Erst als einer der Ehemaligen 1976 nach Kiel zurückkam, gab es einen Neustart mit dem Anstoß zur Gründung neuer Kindergruppen. Die Sommerlager in Wennerstorf (Nordheide) und im Teutoburger Wald sind den damaligen Pfadis wohl unvergesslich. Parallel dazu gab es in den damaligen Jugendräumen im Keller des Gemeindehauses eine wöchentliche offene Jugendarbeit und eine monatliche Jugendfete.

Die offene Arbeit war kein Teil der Pfadfinderarbeit, aber sie überschnitt sich beim Personal und bei den Teilnehmenden. Das kam bei der Jugend gut an. Es war aber Zündstoff für Konflikte. In der Kirchengemeinde gab es damals noch sehr konservativ ausgerichtete Kreise. Als der Kirchenvorstand schließlich beschlossen hatte, einem missliebigen Gruppenleiter seine Tätigkeit zu verbieten, kam es zum Bruch. Die Siedlung Lüneborg bestimmte über ihre Mitarbeitenden selbst und verließ die Gemeinde.

In den folgenden rund 30 Jahren stellte die Gemeinde Molfsee dem Stamm wechselnde Räumlichkeiten für seine Arbeit zur Verfügung: Im Erdgeschoss der alten Schule in Molfsee (heute Kindergarten), im ehemaligen Verwaltungsgebäude (Mielkendorfer Weg 19), im alten Feuerwehr-Gerätehaus (auf dem Dorfanger, abgebrochen), im Obergeschoss der alten Schule und schließlich im Erdgeschoss des dortigen Nebengebäudes. Ohne diese Unterstützung der Kommune gäbe es die Siedlung Lüneborg heute sicherlich nicht mehr! In diesen drei Jahrzehnten gab es unzählige Gruppen und unzählige Fahrten: Sommerfahrten nach Ungarn, nach Österreich, nach Schottland und Norwegen. Wochenendfahrten zur Hohburg am Westensee, Pfingstlager des VCP-Landesverbandes in Stevninghus/Dänemark, in Tydal, Einhaus (bei Ratzeburg) und am Koppelsberg und manches mehr.

Erneuter Stillstand und zurück in die Kirchengemeinde

Kurz vor 2010 kam die Arbeit erneut zum Erliegen. Die Gemeinde Molfsee wollte die nun nicht mehr mit Leben erfüllten Räume neben der alten Schule gerne für anderen Zwecke nutzen. So war es folgerichtig, nach 30 Jahren wieder auf die Kirchengemeinde zuzugehen. Der Wind wehte dort jetzt aus einer anderen Richtung und mit dem Vorschlag, im Gemeindehaus wieder Pfadis anzusiedeln, liefen wir dort offene Türen ein. Im September 2010 fand dann die erste Gruppenstunde statt.

Seitdem sind eineinhalb Jahrzehnte vergangen. Manche Kinder von damals sind heute in Leitungsfunktionen. Zum ersten Mal seit 1980 hat unser Stamm wieder über 80 Mitglieder. Er ist fest im Landesverband verankert, einige unserer Mitarbeitenden nehmen auch dort Funktionen wahr.
Es gibt neue Traditionen: Ein vierjähriger Sommerfahrten-Zyklus: Gruppenfahrten, Nordlager, Stammeslager, Bundeslager. Die Waldweihnacht und das Friedenslicht. Halstuchproben im Rahmen von Wochenend-Hajks.
Aber manches hat sich kaum verändert: Tschai und Halstuch, Kohte, Jurte und Lagerfeuer. Und vor allem: Freunde in der Gruppe, im Stamm und bei vielen auch darüber hinaus im Landes- oder im Bundesverband.

Ein besonderer Dank gilt an dieser Stelle mike, für das Zusammentragen der Informationen.